© Daniel Ernst
Emotionales Essen – so umgehst du die Falle
Sicher ist das für viele Menschen ein Thema. Doch was ist eigentlich »emotionales Essen«? Was steckt dahinter und wie kommen wir unseren Essgelüsten auf die Schliche? Hier bekommst du handfeste Tipps für einen bewussteren und entspannteren Umgang mit dem Essen.
So vermeidest du unkontrolliertes Essen
Emotionales Essen ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Es gibt viele – schöne – Motive, die uns zum Essen »verführen«. In anregender Gesellschaft mit Freunden oder bei einer Familieneinladung zum runden Geburtstag gehört das Essen wie selbstverständlich dazu. Häufig essen wir auch aus Gewohnheit, wie z.B. die Tüte Chips oder Gummibärchen abends vor dem Fernseher. Oder wir bilden uns ein, dass nach Feierabend nur ein üppiges Essen mit einem Glas Wein oder Bier das dringend nötige Runterkommen ermöglicht.
Essen hat mit Gefühlen zu tun
Wir essen häufig ohne biologischen Hunger, also auch ohne dass der Magen vor Leere knurrt. Moment mal: Wann hast du das letzte Mal deinen Magen so richtig knurren gehört? Wann hast du wirklich aus Hunger gegessen? Also nicht aus Gewohnheit oder weil die anderen gegessen haben, sondern weil dir dein Körper gesagt hat: »Ich hätte gerne etwas zu essen.«? Und da sind wir schon mittendrin im Thema. Der Trigger für emotionales Essen kann sein: Langeweile, Alleinsein, Kummer, Angst, Ärger, Wut, Bedürfnis nach Trost oder Belohnung und vieles mehr. Das Motiv zu erkennen, warum wir im Homeoffice ständig an den Kühlschrank gehen, warum die Süßigkeitenschublade im Wohnzimmer unsere Schokoladengier auf sich zieht oder warum man an der Riegelbox in der Arbeit nicht einfach vorbeilaufen kann – das lässt uns unsere Emotionen verstehen und kann uns rausschubsen aus dem Autopiloten. Um jetzt gleich eine Lanze zu brechen: Essen ganz ohne Emotion ist langweilig! Vielmehr geht es darum, wieder bewusster und selbstbestimmter zu agieren und das Abendessen, das Stückchen Kuchen und die Nüsse vor dem Fernseher wieder bewusst zu essen und zu genießen, in Maßen und ohne schlechtes Gewissen!
5 Tipps für stressfreies Essen
- Selbsterkenntnis hilft! Sei achtsam und beobachte dich genau. Ein Beispiel: Du kommst abends nach der Arbeit nach Hause. Der erste Gang geht ohne Umwege zum Kühlschrank. Das Stück Wurst oder Schokolade wandert sofort in den Mund. Versuche genau in diesem Augenblick einen Moment inne zu halten, den Autopiloten zu stoppen und zu hinterfragen: Warum esse ich genau jetzt? Versuche, dein Verhalten von außen zu beobachten und wechsle die Perspektive. Welche Antworten fallen dir ein? Das Ziel: Werde vom Opfer zum Entscheider.
- Akzeptiere es! Nimm' die Tatsache an, dass du das Gefühl hast, mega Hunger zu haben. Bevor du irgendetwas anderes tun kannst, musst du etwas essen? Erlaube es dir und gestehe dir den Hunger ein. Und: Finde eine Alternative und mache bewusst etwas anderes! Was könnte das sein? Sei gewappnet für die nächste Situation, vermutlich morgen um die gleiche Zeit? Diese Situation wird höchst wahrscheinlich wieder kommen. Und bereite dich vor. So zum Beispiel: Tue dann ganz bewusst etwas anderes: Gehe raus, telefoniere mit jemandem, trinke deinen Lieblingstee, nimm' ein heißes Bad. Besonders hilfreich ist es, deine Gedanken aufzuschreiben. Oder bereite dir gesunde Snacks vor, lege sie in den Kühlschrank, damit sie morgen in der gleichen Situation griffbereit auf dich warten. Was könnte das sein? Bereite es am Abend vorher vor.
- Realisiere die Situation und iss mit allen Sinnen. Sei achtsam, kaue bewusst und gründlich jeden einzelnen Bissen. Schärfe deine Sinne – rieche, kaue, schmecke! Und nimm die Mahlzeit bewusst wahr.
- Zeige Selbstmitgefühl. Reflektiere dein Verhalten. Warum fühle ich mich in bestimmten Situationen immer so genervt, müde, zittrig, gereizt, ausgehungert...? Kannst du immer wiederkehrende Muster erkennen? Notiere deine Gedanken. Vielleicht fällt dir im Laufe der Zeit ein sich wiederholendes Muster auf?
- Das Wichtigste: Sei bedingungslos ehrlich zu dir!
Zum Schluss noch ein Hinweis: Wenn Essen zur Sucht wird oder wenn Lebensmittel wie Medikamente sind, ist es an der Zeit, noch genauer hinzuschauen, mit jemandem darüber zu sprechen und sich unter Umständen auch professionelle Hilfe zu suchen.